Daten, Auswertungen, Veröffentlichungen

Epidemiologische
Maßzahlen

Grundlage für die Berechnung epidemiologischer Maßzahlen zum Auftreten (Inzidenz) von und zur Sterblichkeit (Mortalität) durch Krebserkrankungen, die die Belastung der Bevölkerung durch diese Erkrankungen in quantitativer Form beschreiben - und die mit der interaktiven Datenbank des Krebsregisters abgerufen werden können - bilden die nach Geschlecht und Alter geschichteten Zahlen der jährlich registrierten Neuerkrankungen und Sterbefälle durch einzelne Tumorformen in der saarländischen Bevölkerung.

Nachfolgend werden die epidemiologischen Maßzahlen

und deren Berechnung erläutert. 

Analog zu den vorgestellten Maßzahlen der Inzidenz werden auch die Raten für die Mortalität durch Krebserkrankungen berechnet. Grundlage hierfür sind die Angaben zur Todesursache.

Fallzahl

Fallzahlen geben die Zahl der Krebserkrankungen (Inzidenz) oder Sterbefälle durch Krebs (Mortalität) an, die in einer Bevölkerung in einem bestimmten Zeitraum beobachtet wurden.

In den Auswertungen des Krebsregisters wird die saarländische Bevölkerung und üblicherweise das Kalenderjahr als Bezugszeitraum verwendet.

Da die Zahl der registrierten Erkrankungen und Sterbefälle durch die Größe der Wohnbevölkerung und deren (Alters-) Zusammensetzung beeinflusst wird, sind beobachtete Fallzahlen in der Regel wenig geeignet für Vergleichsbetrachtungen.

In den nachfolgenden Abschnitten wird die Fallzahl durch die Symbole Nj und Nij dargestellt.

Rohe Inzidenzrate

Die einfachste Maßzahl für die Häufigkeit (Inzidenz) von Tumorerkrankungen ist die sog. "rohe Inzidenzrate". Dieses Häufigkeitsmaß gibt  die Zahl aller Neuerkrankungen durch eine Krebsform pro 100 000 Personen der Bevölkerung unter Risiko in einem Kalenderjahr als Bezugszeitraum an. Die Bevölkerung unter Risiko ergibt sich aus der durchschnittlichen/mittleren Wohnbevölkerung eines Kalenderjahres.

Die Berechnungsformel für die "rohe Inzidenzrate" E im Kalenderzeitraum j lautet wie folgt:

Berechnungsformel der Inzidenz im Zeitraum j ergibt sich aus Neuerkrankungen im Zeitraum j geteilt durch die Durchschnittliche Wohnbevölkerung im Zeitraum j multipliziert mit zehn hoch 5.

Altersspezifische Inzidenzrate

Da die Häufigkeit von Tumorerkrankungen sehr stark mit dem Lebensalter variiert, ist es zweckmäßig, "altersspezifische Inzidenzraten" zu berechnen.

Diese Maßzahl gibt die Zahl aller Krebsneuerkrankungen in einer bestimmten Altersklasse bezogen auf die Gesamtzahl der Personen in dieser Altersgruppe in der "Bevölkerung unter Risiko" an.

Die Berechnungsformel für die "altersspezifische Inzidenzrate" A der Altersklasse i im Kalenderzeitraum j lautet wie folgt:

Berechnungsformel der Alterspezifischen Inzidenz der Altersgruppe i im Zeitraum j ergibt sich aus den Neuerkrankten Personen der Altersgruppe i im Zeitraum j geteilt durch die durchschnittliche Wohnbevölkerung der Altersgruppe i im Zeitraum j multipliziert mit zehn hoch 5.

Altersstandardisierte Inzidenzrate

Für einen Gesamtüberblick über die Häufigkeit von Tumorerkrankungen in einer Bevölkerung ist der Vergleich einer Vielzahl von  altersspezifischen Raten in der Regel zu unübersichtlich.

Daher wird für Vergleiche der Häufigkeit von Tumorerkrankungen über die Zeit oder zwischen verschiedenen Bevölkerungen bzw. Regionen die sog. "direkt altersstandardisierte Inzidenzrate" verwendet. 

Diese Maßzahl ist eine "künstliche" Inzidenzrate, die um den Einfluss abweichender Altersstrukturen auf die Erkrankungshäufigkeit bereinigt ist. Die "direkt altersstandardisierte Inzidenzrate" gibt die erwartete Häufigkeit einer Erkrankung für eine Bevölkerung an unter der Annahme, dass diese Bevölkerung die Alterszusammensetzung einer vorgegebenen Standardbevölkerung (Modellbevölkerung) habe.

Die Berechnungsformel für die "direkt altersstandardisierte Inzidenzrate" D im Kalenderzeitraum j lautet wie folgt:

Berechnungsformel der direkt standardisierten Rate im Zeitraum j.

Für die direkte Altersstandardisierung wurden verschiedene Standardbevölkerungen (Modellbevölkerungen) entwickelt, die je nach Fragestellung für die Berechnungen verwendet werden. Die interaktive Datenbank des Krebsregisters ermöglicht die direkte Altersstandardisierung unter Verwendung der Europastandard-Bevölkerung und der Weltstandard-Bevölkerung.

Tabelle zur Standardisierung der Inzidenzzahlen verwendete Standardpopulationen beispielsweise für die Altersklasse 70 bis 74 ist die Weltstandardpopulation 2000 und die Europastandardpopulation 3000 und die ERD-Standardpopulation 3801.

Sofern nicht anders angegeben, werden die Weltstandardbevölkerung nach Segi und die Europastandardbevölkerung von 1976 verwendet.

Referenzen:

Segi M. Cancer mortality for selected sites in 24 countries (1950-57). Department of Public Health, Tohoku University of Medicine. Sendai, Japan, 1960.

Waterhouse JAH, Muir CS, Correa P, Powell J, eds. Cancer incidence in five continents. Lyon: IARC, 1976; 3: 456.

Kumulative Inzidenzrate

Ein Näherungswert für das persönliche Risiko ("Nettorisiko") oder die Wahrscheinlichkeit einer zufällig aus der Bevölkerung ausgewählten Person, bis zu einem bestimmten Lebensalter an einer bestimmten Krebsform zu erkranken, ist die sogenannte "kumulative Inzidenzrate".

Die Berechnungsformel K für die "kumulative Inzidenzrate" K im Zeitraum j lautet wie folgt:

Berechnungsformel der kumulativen Inzidenzrate im Zeitraum j.

Die Summationsgrenzen können dabei je nach Fragestellung variabel festgesetzt werden. In der interaktiven Datenbank des Krebsregisters werden kumulative Inzidenzraten für die Altersklassen 0-74 Jahre, 35-64 Jahre sowie 0-14 Jahre berechnet.